Wie das Klima unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflusst und umgekehrt

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle in der Ernährung, denn unser täglicher Konsum hat Auswirkungen auf die heutige und die zukünftige Welt!

Das Bewusstsein über diese Tatsache wächst. Daher stellen sich mehr und mehr Menschen die Frage, wie man die eigene Lebensweise nachhaltiger gestalten kann. Mit dazu gehört, seine Ernährung zu hinterfragen.

Unterhält man sich mit Menschen älterer Generationen, fällt häufig der Satz “Früher war Fleisch noch etwas besonderes”. Dass der Konsum von tierischen Produkten mittlerweile überhand genommen hat, zeigt sich bei einem Blick auf die gegenwärtige und globale Massentierhaltung. Zurzeit ist die Fleischindustrie der größte Wirtschaftssektor im Ernährungsbereich, stellt jedoch durch den hohen Verarbeitungsgrad, den enormen Bedarf an Ressourcen und die Folgekosten durch verursachte Klimaschäden ein auf lange Sicht teures System dar . Wie schlecht die Klimabilanz eines bestimmten Lebensmittels ausfällt, variiert zwar abhängig von Herstellung, Transport und Verarbeitungsgrad, jedoch verursachen tierische Lebensmittel allgemein einen weit höheren Treibhauseffekt als pflanzliche Produkte. Dies veranschaulicht die folgende Tabelle:

Abbildung 1: Klimabilanz verschiedener Lebensmittel 

Ernährung

 

Was macht tierische Produkte so klimafeindlich?

Warum gerade von tierischen Lebensmitteln eine hohe Klimabelastung ausgeht, lässt sich vor allem auf die Prozesse der landwirtschaftlichen Produktion zurückführen. 85% der Klimabelastung durch Landwirtschaft entsteht bei der Herstellung tierischer Nahrungsmittel  . Allein 2/3 des gesamten Methanausstoßes wird durch Rinderhaltung verursacht  . Zudem hat die industrielle Tierhaltung einen Einfluss auf die Regenwaldabholzung: Der Anbau von Soja ist die zweitgrößte Ursache für die Abholzung zur Gewinnung von Agrarrostoffen. 70-75 % des Sojas wird zur Fütterung der Tiere eingesetzt  Die durch die Umwandlung von Energie aus Futtermitteln in das Tier entstehenden Veredelungsverluste sowie der hohe Anteil von virtuellem Wasser bei der Herstellung von tierischen Lebensmitteln, sorgen für einen hohen Verbrauch von Ressourcen  .  

Wie enorm die Ernährung allgemein den Zustand unseres Planeten beeinflusst, zeigt folgender Vergleich: Allein in Deutschland werden jährlich etwa 145 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente* durch unseren Lebensmittelkonsum in die Umwelt abgegeben. Der Verkehrssektor liegt hier vergleichsweise bei etwa 171 Millionen Tonnen im Jahr  . Erstaunlich, oder? Denn obwohl unsere Ernährung eine so große Rolle bezüglich unserer individuell beeinflussbaren Faktoren spielt, ist das gesellschaftliche Bild des Umweltkillers ‘Auto’ weit etablierter.

*Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase

Doch auch wenn der Einfluss unserer Ernährung auf das Klima noch häufig unterschätzt wird:

Bei einer Befragung von 5300 Personen im Jahr 2021, gaben 54% der nicht vegan lebenden Menschen an, künftig weniger Tierisches konsumieren zu wollen. Interessant hierbei ist, dass 40% dieser Menschen, vergangene Klimakatastrophen als Grund für Ihre Vorsätze angaben. Die Klimakatastrophe ist real und berührt uns schon heute, nicht zuletzt als die Flutkatastrophe, ausgelöst durch Starkregen im Juli 2021, in Deutschland viele Menschenleben und Existenzen zerstörte  .

Deutschland- das Land der Wurst-und Fleischesser. Stimmt das wirklich? Und wie sieht die Zukunft aus?

Nicht nur hat unsere Ernährung einen Einfluss auf das Klima – das sich verändernde Klima beeinflusst unser Essverhalten ebenso. Ein Beispiel für den gesellschaftlichen Wandel zeigt folgende Erhebung: Im Vergleich zum Jahr 2020 ist der Anteil an Veganer*innen von 1% auf 2%, der Anteil von Vegetarier*innen sogar von 5% auf 10% gewachsen  ! Auch wenn der Prozentsatz im Gegensatz zu den restlichen 98% bzw. 90% erstmal wenig erscheinen mag, ist ein stetiges Wachstum sichtbar.

Abbildung 2: Warum werden vegetarische/vegane Alternativen gekauft?

Ernährung

 

Wie die Abbildung aus dem Ernährungsreport 2021 verrät, gaben bei einer Umfrage 54% der Befragten an, Fleischersatzprodukte aus Klima bzw. Umweltgründen zu konsumieren. Klimaschutz ist für den Großteil der Bevölkerung die größte globale Herausforderung und ist als Thema, trotz der Pandemie, nicht aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängt worden. Viele fordern Veränderung und Wandel und sehen eine Ernährungsumstellung möglicherweise als Chance, einen Teil zur Veränderung beizutragen.

Das sagt der Markt:

Zeit ist entscheidend um zu erkennen, ob sich ein Trend stabilisiert und somit eine sichere Zukunftsinvestition für den Lebensmittelhandel darstellt. Das eine pflanzliche Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, lässt sich jedenfalls nicht bestreiten. Bereits im Jahr 2015 kannte jeder Zweite jemanden, der sich vegan oder vegetarisch ernährt! Dies spiegelt sich auf dem Markt wider. In den letzten Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Umsätze, die mit Fleisch-und Milchalternativen erzielt werden konnten, sichtbar. In Deutschland gab es allein von 2019 bis zum Jahr 2020 einen Wachstum um 39 % in der Produktion von Fleischersatzprodukten  und voraussichtlich wird der globale Markt für pflanzliche Lebensmittel bis zum Jahr 2027 um etwa 11,9% steigen  . Diese 3 Beispiele zeigen den wirtschaftlichen Erfolg des veganen Booms:

  1. Anzahl der Neuveröffentlichungen veganer Kochbücher in Deutschland lag 2011 noch bei 23, 2016 schon bei 211 Büchern  

  2. Fleischkonzern Rügenwalder Mühle: Kann sich vorstellen, in etwa 15 Jahren komplett ohne Fleischproduktion auszukommen  

  3. Vegane Foodmarke Veganz: 3 eigene Supermarkt-Filialen in Berlin und Produkte in Lebensmittel-und Drogeriemärkten in mehr als der Hälfte aller EU-Länder sowie Onlineshops vertreten  

Schon 2018 wurde der Veganismus als einer der Megatrends prognostiziert, welcher sich offensichtlich von einer Nische zu einer Mainstream-Option entwickelt hat  . Eine Umfrage von 2020 ergab, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland mehr Auswahl an veganen Wurst-und Käsealternativen wünschen  . Aufgrund der hohen Nachfrage von Konsument*innen nach veganen Produkten bietet sich also derzeit ein hohes Potential, Alternativen uneingeschränkt auf den Markt zu bringen.

Fazit:

Veränderung geschieht häufig langsam, aber sie geschieht. Der  Übergang von einer tierhaltungsbasierten in eine pflanzenbasiertere Welt erfordert sowohl die Veränderung des Verbraucherverhaltens, als auch die Bereitstellung neuer Produkte. 

… Und auch wenn eine vegane Ernährungsweise nicht alle durch unsere Ernährung verursachten Probleme lösen wird, ist ein Schritt in die pflanzliche Richtung gleichzeitig ein Schritt in eine nachhaltigere Welt und Zukunft!

 

Lebst du noch nicht vegan aber würdest gerne? Dann könnte dich unser Blogeintrag über 10 Einsteigertipps für Veganer*innen interessieren!