Besser vegan – Massentierhaltung und die Umwelt

Wie wirkt sich die Massentierhaltung auf die Umwelt aus?

Gesundheit

Die Anzahl der vegan sowie vegetarisch lebenden Personen hat sich laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) alleine in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 verdoppelt (BMEL 2021). Grund sei ein anwachsendes Bewusstsein in der Bevölkerung bezüglich des Einflusses des eigenen Konsums auf unsere Umwelt. Neben den unzähligen Umweltkatstrophen der letzten Jahre, wie weltweite Überflutungen, flächendeckende Brände oder langanhaltende Dürreperioden waren die vergangenen zwei Jahre geprägt von einer Pandemie. Zu den Epidemien des 21. Jahrhunderts zählen neben COVID-19 auch die Schweinegrippe, MERS, SARS und Ebola. Diese haben eines gemein: Es handelt sich um Zoonosen, bei dem der Erreger durch Tiere auf den Menschen übertragen wurde. Forschende des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und des International Livestock Research Institute (ILRI) warnen, dass sich das vermehrte Auftreten von Zoonosen auf den Lebensstil der Menschheit zurückführen lässt und weitere Pandemien folgen werden (UNEP and ILRI, 2020). Auch wenn Zoonosen die Menschheit schon immer betroffen haben, ist der Kontakt zwischen Mensch und Tier durch die erhöhte Nachfrage nach tierischen Produkten, durch die Waldrodungen und die anwachsenden Städte immer enger geworden.

Trotz eines steigenden Bewusstseins in der Gesellschaft, ist das damals als Luxusgut geltende Fleisch in der heutigen Zeit zur Massenware geworden (BUND 2021).  Nach den derzeitigen Prognosen wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf 9 Milliarden Menschen ansteigen, was einer Zunahme von etwa 50 % gegenüber dem heutigen Stand entspricht (Lutz et al. 2001). Dies beeinflusst nicht nur die Gesundheit von Mensch und Tier – sondern auch die Umwelt.

Klimawandel

Der wohl am stärksten untersuchte direkte Umwelteffekt ist der Methanausstoß von den Rindern. Methan gilt als Treibhausgas und entsteht bei dem Verdauungsprozess der Tiere (Umweltbundesamt 2021). Als Treibhausgase werden diejenigen Gase in der Atmosphäre bezeichnet, welche durch einen so genannten Treibhauseffekt zu der Energiebilanz der Erde beitragen (Umweltbundesamt 2020). Auch wenn der natürliche Treibhauseffekt lebensnotwendig ist – ist eine Verstärkung durch den menschlichen Eingriff mit großen Gefahren verbunden.

Ein weiterer, indirekter Effekt auf die Umwelt ist der erhöhte Flächenbedarf der mit der Massentierhaltung einhergeht. Laut dem statistischem Bundesamt werden alleine in Deutschland im Durchschnitt mehr als zwei Millionen Tiere pro Tag geschlachtet (Statista 2020). Diese Tiere müssen entsprechend verpflegt werden. Hierfür reichen die Ressourcen hierzulande nicht aus, so dass Futtermittel importiert werden müssen.  Die Anbaufläche für Soja hat sich beispielweise im brasilianischen Amazonasgebiet von 2000 bis 2019 verzehnfacht (PETA 2021). Dementsprechend sind aus 4.000 m2 Anbaufläche letztlich 46.000 m2 geworden. Davon gelangen  70 – 75 % als Futtermittel in die Massentierhaltung. Der Amazonas-Regenwald ist eine riesige Kohlenstoffsenke mit der Funktion die globale Temperatur zu kühlen (Nature 2019).

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Auswirkung der Landwirtschaft am Amazonas ©Adriano Gambarini / WWF Living Amazon Initiative / WWF-Brazil

Welthunger

Während die erheblichen Importe von Soja und Palmöl zur Abholzung des tropischen Regenwaldes animieren, fehlen diese Produkte weltweit bei der menschlichen Ernährung. Laut dem Weltklimarat (IPCC) sind schätzungsweise 821 Millionen Menschen derzeit unterernährt, davon 151 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Etwa 613 Millionen Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren leiden an Eisenmangel und 2 Milliarden Erwachsene sind übergewichtig oder fettleibig (Mbow et al. 2019). Das Lebensmittelsystem steht nicht nur durch den Klimawandel, sondern auch durch nicht klimabedingte Stressfaktoren (z.B. einer erhöhten Nachfrage) unter erheblichen Druck.

Artenvielfalt

Abgesehen davon, dass der Anstieg der globalen Temperatur weltweit laut WWF zu einem der größten Artensterben seit den Dinosauriern führen wird, gibt es neben den Ausstoß von Treibhausgasen noch weitere Zusammenhänge zwischen dem Verlust der Biodiversität und der Massentierhaltung (Tagesspiegel 2019). Es verschwinden Lebensräume  für unzählige wilde Tiere, Pflanzen und andere Organismen wie Pilze durch die großflächige Rodung der Wälder sowie durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten (IPBES 2019).  Der größte Verlust an intakten Ökosystemen ist in den letzten Jahrzehnten in den Tropen, den artenreichsten Regionen der Welt, zu verzeichnen. Von 1980 bis 2000 sind 42 Millionen Hektar Tropenwald in Lateinamerika für die Tierzucht verloren gegangen, während in Südostasien 6 Millionen Hektar für Palmölplantagen abgerodet wurden.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft führt zu einem starken Anstieg von monotonen Landschaften in denen kaum wilde Tiere und Pflanzen leben können. In der Massentierhaltung werden große Herden auf relativ kleinen Flächen gehalten, wodurch enorme Mengen an Dung entstehen. Die anfallende Gülle wird als Düngemittel verwendet und so gelangen Nährstoffe in einer schädlichen Größenordnung in die Böden und Wasserläufe. Während der Stickstoffauftrag in vielen Ländern zunimmt, wird bei der Vogelpopulationen auf Ackerflächen ein starker Rückgang verzeichnet (Schiermeier 2019). Des Weiteren werden in den Weltmeeren durch Überfischung und Aquakulturen eine starke Abnahme des Artenreichtums beobachtet (PETA 2019).

Wasser

Neben dem erhöhten Flächenbedarf für die Futtermittel, müssen diese Felder ebenfalls bewässert werden. Insgesamt entsteht durch diese Form der Landwirtschaft ein sehr hoher Wasserverbrauch. Dies umfasst die künstliche Bewässerung von Futteranbauflächen, die Füllung der Tiertränke und die Reinigung der Anlangen. Mehr als ein Drittel der Landfläche der Welt und fast   75 % der Süßwasserressourcen werden heute für die Pflanzen- oder Tierzucht verwendet (IPBES 2019).

Die Rindfleischproduktion benötigt weitaus mehr Ressourcen als die pflanzlichen Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Kartoffeln. Eine Studie hat berechnet, dass jedes Kilogramm Rindfleisch 163-mal mehr Land, 18-mal mehr Wasser, 19-mal mehr Stickstoff und 11-mal mehr CO2 benötigt als 1 kg Reis oder   1 kg Kartoffeln (Chai et al. 2019).

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Bewässerungsanlage auf einem Sojafeld in Brasilien © Peter Caton / WWF-UK

Einfluss Ernährungsweise

Angesichts des derzeitigen Nahrungsmittelsystems schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass bis zum Jahr 2050 etwa 50 % mehr Nahrungsmittel produziert werden müssen, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können (Mbow 2019). Dies würde zu einem erheblichen Anstieg der Treibhausgasemissionen führen und auch die weiteren Umweltschäden deutlich intensivieren.

Der Bericht des Weltklimarats enthält eine politische Empfehlung zur Reduzierung des Fleischkonsums und beschreibt eine auf Pflanzen basierende Nahrung als reale Chance zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel (Nature 2019). Der Konsum von gesunder und nachhaltiger Ernährung bietet große Möglichkeiten zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und trägt zu einer Verbesserung der Gesundheit bei. Beispiele für eine gesunde und nachhaltige Ernährung sind ein hoher Anteil an grobem Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse sowie Nüssen und Samen und wenig energieintensive tierischen Lebensmittel. Die Bewertung der einzelnen Lebensmittel zeigt, dass Fleisch (insbesondere von Wiederkäuern) mit den größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt in Verbindung steht. Insbesondere in Bezug auf Treibhausgasemissionen und die Landnutzung.

Die folgende Abbildung zeigt die Minderungspotenziale von Emissionen bedingt durch unterschiedliche Ernährungsformen (IPCC 2019). Unter dem Szenario, dass keine tierischen Produkte konsumiert werden,  würde im Jahr 2050 deutlich weniger Land als derzeit landwirtschaftlich genutzt werden. Dies führt zu einer erheblichen Waldregeneration und zu einer Abnahme der Treibhausgasemissionen von 7,8 – 8 Gigatonnen CO2-eq pro Jahr. Damit zeigt der Weltklimarat, dass eine ausgewogene vegane Ernährung dem aktuellen Trend der globalen Erwärmung entgegenwirken kann. Auf unserem Blog sind viele vegane Rezepte zur Inspiration zu finden.

 

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Treibhausgas-Minderungspotential (Gigatonnen CO2-eq pro Jahr) bis 2050 bei einem Wechsel zu einer anderen Ernährungsweise (IPCC 2019; Übersetzt)

 

 

Quellen:

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021): Deutschland, wie es isst. Der BMEL-Ernährungsreport 2021. Online verfügbar: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ernaehrungsreport-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=3. Zuletzt abgerufen: 05.09.2021.

BUND (2021): Bewusste Ernährung: Fleischkonsum sinkt auf Jahrzehnte-Tief. Online verfügbar: https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/bewusste-ernaehrung-fleischkonsum-sinkt-auf-jahrzehnte-tief/. Zuletzt abgerufen: 06.09.2021.

Chai, B.C.; Van der Voort, J.R.; Grofelnik, K.; Eliasdottir, H. G.; Klöss, I. (2019): Perez-Cueto, F. J. A.: Which Diet has the least Environmental Impact on our Planet? A systematic Review of vegan, vegetarian and omnivorous Diets. Sustainability, 11, 4110. hppt://doi.org/10.3390/su11154110

Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES; 2019): Media Release: Nature’s Dangerous Decline ‘Unprecedented’; Species Extinction Rates ‘Accelerating’. Online verfügbar: https://ipbes.net/news/Media-Release-Global-Assessment. Zuletzt abgerufen: 08.09.2021

Lutz, W., W. Sanderson, S. Scherbov (2001): The end of world population growth. Nature, 412, pp. 543-545

Mbow, C., C. Rosenzweig, L.G. Barioni, T.G. Benton, M. Herrero, M. Krishnapillai, E. Liwenga, P. Pradhan, M.G. Rivera-Ferre, T. Sapkota, F.N. Tubiello, Y. Xu (2019): Food Security. In: Climate Change and Land: an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems.

PETA (2021): Abholzung von Regenwald: Ursachen und Folgen der Rodung. Online verfügbar: https://www.peta.de/themen/abholzung-regenwald/. Zuletzt abgerufen: 09.09.2021

Schiermeier, S. (2019): Eat less meat: UN climate-change report calls for change to human diet. Nature 572, 291-292

Statista (2020): Über 2 Millionen Tiere werden täglich geschlachtet. Online verfügbar: https://de.statista.com/infografik/22076/anzahl-der-durchschnittlich-pro-tag-in-deutschland-geschlachtete-tiere/. Zuletzt abgerufen: 09.09.2021

Tagesspiegel (2019): “Das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier”. Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/wissen/umweltstiftung-wwf-warnt-das-groesste-artensterben-seit-verschwinden-der-dinosaurier/25369162.html. zuletzt abgerufen: 09.09.2021

Umweltbundesamt (2013): Lokale Landflächen und Biomasse. Online verfügbar: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/globale_landflaechen_biomasse_bf_klein.pdf. Zuletzt abgerufen: 09.09.2021

Umweltbundesamt: Klima und Treibhauseffekt (2020). Online verfügbar: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/klima-treibhauseffekt#grundlagen. Zuletzt abgerufen: 07.09.2021

Umweltbundesamt (2021): Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen. Online verfügbar: https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#treibhausgas-emissionen-aus-der-landwirtschaft. Zuletzt abgerufen: 06.09.2021

United Nations Environment Programme and International Livestock Research Institute (2020). Preventing the Next Pandemic: Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission. Nairobi, Kenya.